Bewacht wie ein Staatspräsident, mit Photobomb im Hintergrund: Mark Zuckerberg bei einem öffentlichen Auftritt im September.Bild: keystone
Aus dem Meta-Hauptquartier heisst es, das an Instagram gekoppelte Threads könnte in wenigen Monaten in der EU lanciert werden. Und Mark Zuckerberg kann sich einen Seitenhieb gegen Elon Musk nicht verkneifen.
Das Werbegeschäft des Facebook-Konzerns Meta ist im vergangenen Quartal auf Hochtouren gelaufen. Doch nun gibt es Zeichen einer wirtschaftlichen Abkühlung. Sie habe mit dem Gaza-Krieg begonnen, hiess es bei der Präsentation der Geschäftszahlen in der Nacht auf Donnerstag.
Instagram-Chef Adam Mosseri stellte derweil in Aussicht, dass Metas Twitter-Alternative Threads in wenigen Monaten auch in der Europäischen Union und damit wohl auch in der Schweiz lanciert werden könnte (siehe unten).
Wie beeinflusst der Hamas-Terror den Geschäftsgang von Meta?
Der Facebook-Konzern Meta stellt sich darauf ein, dass der Gaza-Krieg das Geschäft mit Online-Werbung bremsen könnte. Die Nachfrage nach Anzeigen habe sich zu Beginn des laufenden Quartals abgeschwächt, sagte Finanzchefin Susan Li. Dies sei mit dem Überfall der islamistischen Hamas auf Israel und dem Beginn des Gaza-Krieges zusammengefallen. Schon nach früheren Konflikten ähnlicher Art sei das Werbegeschäft schlechter gelaufen.
Wie viel hat Meta verdient?
Im vergangenen Quartal lief das Werbegeschäft von Meta noch auf Hochtouren. Das verschafft Gründer und Chef Mark Zuckerberg mehr Freiraum, weiter Milliarden in die Entwicklung virtueller Welten zu stecken, ohne dass Anleger sich aufregen.
Der Quartalsumsatz stieg im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um 23 Prozent auf 34,1 Milliarden Dollar, wie Meta nach US-Börsenschluss am Mittwoch mitteilte. Der Gewinn sprang von 4,4 Milliarden Dollar vor einem Jahr auf 11,6 Milliarden Dollar hoch.
Die Aktie legte in einer ersten Reaktion auf die Quartalszahlen zunächst zu, drehte nach den Äusserungen zur unklaren Werbe-Konjunktur jedoch ins Minus und verlor im nachbörslichen Handel 3,35 Prozent. Meta nannte bei der Umsatzprognose für das laufende Quartal eine ungewöhnlich breite Spanne von 36,5 bis 40 Milliarden Dollar.
Wofür gibt Meta am meisten Geld aus?
Der Konzern gibt weiterhin extrem viel Geld für die Entwicklung virtueller Welten – des «Metaverse» – sowie der dafür gedachten Geräte wie Digitalbrillen aus. Der operative Verlust der Sparte Reality Labs stieg auf 3,74 Milliarden Dollar von 3,67 Milliarden ein Jahr zuvor. Zugleich sank der Umsatz von 285 auf 210 Millionen Dollar.
Seit Jahresbeginn sammelte sich bei den Reality Labs ein operativer Verlust von 11,5 Milliarden Dollar an. Die Apps wie Facebook und Instagram verdienten in dieser Zeit 41,8 Milliarden Dollar.
Anleger hatten sich wiederholt besorgt gezeigt, dass Meta zu viel Geld für eine Technologie mit ungewissen Gewinnaussichten ausgebe. Die Zweifel wurden in den vergangenen Quartal stärker, als sich das Geschäft mit Online-Werbung insgesamt verlangsamt hatte. Zuckerberg hatte aber auch damals schon bekräftigt, dass er im «Metaverse» die Zukunft sehe und deshalb die Investitionen hoch halten werde.
Was ist mit KI?
Priorität bei den Investitionen werde im kommenden Jahr aber Künstliche Intelligenz haben, sowohl bei der Software-Entwicklung als auch bei den Computer-Ressourcen, kündigte Zuckerberg an. Er bekräftigte, dass KI-Funktionen die Nutzung von Metas Apps verändern würden. Der Konzern experimentiert unter anderem mit Chatbots sowie Software, die aus dem Stand Bilder auf Basis von Beschreibungen erstellt.
Und Threads?
Metas Twitter-Alternative Threads scheint unterdessen besser zu laufen als es jüngste Schätzungen von Webanalyse-Firmen vermuten liessen. Threads komme aktuell auf knapp 100 Millionen mindestens einmal im Monat aktive Nutzerinnen und Nutzer, sagte Zuckerberg. Die wirklich relevante Zahl der täglich aktiven User nannte er allerdings nicht.
Er habe schon lange gedacht, dass es eine Plattform für den öffentlichen Diskurs mit einer Milliarde Nutzer geben sollte, «die positiver ist», sagte Facebook-Gründer Zuckerberg mit einem Seitenhieb gegen den von Tech-Milliardär Elon Musk gekauften und in X umbenannten Platzhirsch Twitter. «Und wenn wir einige Jahre dranbleiben, denke ich, dass wir unsere Vision verwirklichen können.»
«Ich bin schon lange der Meinung, dass es eine App für öffentliche Unterhaltungen mit einer Milliarde Menschen geben sollte, die ein bisschen positiver ist.»
Mark Zuckerbergquelle: theverge.com
Threads hatte nach dem Start im Juli binnen weniger Tage die Marke von 100 Millionen Anmeldungen geknackt – danach ging die Nutzeraktivität jedoch zurück. Zuckerberg zeigt sich weiter überzeugt, dass aus Threads in einigen Jahren ein Dienst mit einer Milliarde User werden könnte.
Während die Threads-App anfangs noch recht spartanisch war, hat das Unternehmen schnell viele Funktionen hinzugefügt, darunter eine Web-App, die inzwischen deutlich mehr kann, als nur Postings von Usern anzuzeigen. User haben inzwischen auch die Möglichkeit, nach Beiträgen zu suchen, und es gibt eine Bearbeitungsfunktion, für die man nicht bezahlen muss.
Wann ist Europa dran?
Instagram-Chef Adam Mosseri stellt nun in Aussicht, dass Threads in wenigen Monaten auch in der Europäischen Union und damit wohl auch in der Schweiz verfügbar gemacht werden könnte. Der US-Konzern sieht allerdings rechtliche Unsicherheit rund um die neuen Digitalgesetze in der EU und zögert unter Verweis darauf.
Nach Einschätzung von unabhängigen Beobachtern könnte die automatische Verknüpfung der Nutzerdaten von Instagram und Threads Meta Probleme bringen.
Threads ist an Metas Foto- und Video-Dienst Instagram angedockt und kann damit auf bereits bestehende Verbindungen zwischen hunderten Millionen Usern zurückgreifen.
Das Problem aus Sicht des US-Konzerns: Bei Verstössen gegen die deutlich strengere EU-Gesetzgebung drohen Bussen in mehrstelliger Milliardenhöhe.
In Zukunft soll die Social-Media-Plattform mit dezentralen, unabhängigen Diensten wie Mastodon kompatibel sein, die auf dem quelloffenen ActivityPub-Protokoll basieren. Im vergangenen September hiess es vielversprechend:
«Wir arbeiten daran, Threads mit den offenen, interoperablen sozialen Netzwerken kompatibel zu machen, von denen wir glauben, dass sie die Zukunft des Internets gestalten können – wo die Inhalte der Menschen im Fedivere existieren und plattformunabhängig sind.»
Quellen
(dsc/sda/dpa)
Die Schweizer Bevölkerung steht dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Nachrichtenproduktion kritisch gegenüber. Das zeigt eine repräsentative Befragung des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft (FÖG) der Universität Zürich.
Author: Vanessa Freeman
Last Updated: 1699191842
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